Kunst

2010 kam es zu einem Eklat, der von einem breiten Publikum, jenseits anspruchsvoller kunstphilosophischer Betrachtungen, wahrgenommen wurde: Roger Ebert, einer der profiliertesten Filmkritiker der USA, behauptete in seinem Blog, dass “Videospiele niemals Kunst sein können.” Seiner Argumentation folgend ist die Beeinflussung des Ausgangs bzw. des Verlaufs einer dynamischen Repräsentation unvereinbar mit einem Kunstwerk bzw. ‘hoher Kunst’.

“What I should have said is that games could not be high art, as I understand it. How do I know this? How many games have I played? I know it by the definition of the vast majority of games. They tend to involve (1) point and shoot in many variations and plotlines, (2) treasure or scavenger hunts, as in “Myst,” and (3) player control of the outcome. I don’t think these attributes have much to do with art; they have more in common with sports.”
– Ebert 2007, “Games vs. Art: Ebert vs. Barker.”

Die Frage bleibt bestehen: Taugen Spiele aufgrund ihrer spezifischen Spieleigenschaft der Interaktivität nicht zur Kunst? Gälte das selbe für alle interaktiven Medien, auf deren Verlauf der Rezipient Einfluss nehmen kann wie z.B. Hypertexte oder Installationen? Abgesehen von einer interessanten Debatte um die nötige ‘Geschlossenheit’ eines Kunstwerks um als solches anerkannt zu werden, hätte eine Entscheidung auch medienpolitische Folgen. Spieleentwickler, -theoretiker, Pädagogen gehen im Gegenzug davon aus, “that literacy, language, and personal expression will stem from increasing exposure to flexible rule sets and iterative systems for solving small problems.” (Justin Hall in Katie Salen “Gaming Literacies”), was nicht nur eine Verflechtung von künstlerischem Ausdruck mit spielerischen Umgebungen nahelegt, sondern auch eine Gestaltung dieser – sozusagen das Spiel mit dem Spiel.

Grundsätzlich steht hier zur Debatte, was als Kunst gelten kann – und darf: Galt dies bisher für die Repräsentation von Objekten (z.B. Bilder), Prozessen (z.B. Filme) und Systemen (über Beobachtung), so ist nun im Raum von Spiel oder Simulation eine Repräsentation der Regeln möglich, nach denen die Objekte entstehen, Prozesse verlaufen oder Systeme sich verhalten.

Fragen:

  • Ist Eberts Punkt nachvollziehbar? Argumentieren seine ‘Gegner’, Clive Barker und Kellee Santiago, auf eine Erfolg versprechende Weise?
  • Ist es möglich, dass ein Medium per se kein künstlerisches Medium sein kann?
  • Wie sähe ein Spiel aus, dass künstlerischen Maßstäben genüge tun würde? (siehe auch ‘Definitionen’)

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