Rats ‘n’ Stats -Prolog
Was passiert, wenn man Freunde in ein Setting setzt, das eine gute Ausrede dafür ist, Fragen zu stellen, die man sonst nie gestellt hätte?
a) Die erste Idee zu diesem Spiel war eine Art Regelgrundgerüst: Die Regeln für einen Spieler sollten sich abhängig von den Aktionen seiner Mitspieler ändern. Zu dem Gerüst passt eine Narration, die sich an ein behavioristisches Weltbild anlehnt. Von hier aus kam auch die Idee des Laborsettings.
b) Es besteht eine Übereinstimmung zwischen Spiel und sozialer Realität. Beide nutzen ausgehandelte Regeln und bilden ein hilfreiches Gerüst der Handlungsorientierung. In Rats’n’ Stats steht diese Orientierung auf wackligen Beinen: Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen hat es hat keine Mechanismen, die Spieler direkt vor moralischen Übergriffen anderer Spieler beschützen. Das Spiel lässt Raum für Konflikte in der Grauzone der Spielmoral, in der sich Spieler gegenüber stehen (Wo hört für andere und für mich Spiel auf? Wo beginnt Ernst/ Realität?).
Dieses Spiel lässt andere Freiheiten als gewöhnliche Spiele. Es dabei genauso fair und unterhaltsam, wie die jeweiligen Spieler es sich gestalten. In welchem Maße das Spiel zu den ‘Unusable Games’ gezählt werden muss, hängt demnach von der (gemeinsamen) Art es zu spielen ab.
Das ist die aktuellste Version meines Prologs.
Sollte ich noch etwas ergänzen/ wegnehmen? Reicht das zum Geleit oder ist das vielleicht schon zu viel? Speziell bei Teil a) bin ich unsicher. Sollte ich den Prolog in ein Dokument mit den Regeln packen oder diese zwei Teile doch trennen?
Das sind gute Fragen, gehören aber klar in von Foersters Kategorie der “prinzipiell unentscheidbaren Fragen” – eine Beantwortung erfolgt stets aus der subjektiven Bewertung heraus.
Dein Vorwort spiegelt damit gut das Dilemma wieder, das über die möglichen “Spielzüge” den Spielern in “Rats ‘n’ Stats” gestellt wird: Ist es zu viel oder zu wenig? Lieber vorsichtig und gutmütig (Wirklichkeit dringt verstärkt in das Spiel) – oder herausfordernd und spielerisch-erbarmungslos (Spiel dringt verstärkt in die Wirklichkeit)?
Ich persönlich bin eher vorsichtig, gerade bei Spielen, die emotional fordernd sein können und wo gleichzeitig die “Maskierung” die Spieler nicht oder nur unzureichend schützt, weil z.B. ihr Körper mit im Spiel ist (wie bei Rats ‘n’ Stats). Bei Mensch ärgere dich nicht oder “Werwolf” hätte ich da z.B. weniger Skrupel… 😉
So würde ich’s machen, wenn diese spannende Spielidee von mir wäre:
– Vielleicht noch ein paar Worte verlieren, was man unter ‘behavioristischen Weltbild’ verstehst (‘gewünschtes’ Verhalten wird durch Belohnung wahrscheinlicher?) und ob man es durch dieses Spiel herausfordern, in Frage stellen, karikieren möchte.
– Eventuell sogar den Hauptteil als Epilog, nicht voran gestellt; fühlt sich gerade so an.
– Mit zu den Regeln packen, so geht es nicht verloren; vor allem im Netz eine wahrscheinliche Möglichkeit
– Das ganze schön layouten, Entstehungsdatum dazu (um die Version zu identifizieren, falls du mal was ändern oder erweitern möchtest), eine lustige Illustration vorneweg stellen, Regeln hinzufügen und einen Beispieldurchlauf (immer gut, damit man sich was unter den “Experimenten” oder den Einwänden der “Ethikkommission” etwas vorstellen kann). Und dann als PDF der Welt in den Schoß werfen… 😉