Rats ‘n’ Stats
Spielmaterial:
1 Rattenkarte
1 Ethikkommissionskarte
viele Futterpellets (Spielsteine)
Satte Ratten rühren sich nicht, hungrige schon.
Genau das soll auch die Motivation für die Spieler sein. Wer das Spiel gewinnt, wird von den anderen zum Essen eingeladen. Einzelheiten sind Sache der äußerst zufriedenen Versuchsleiter, der Ethikkommission und ihres ggf. frühzeitig aus dem Dienst entlassenen Versuchstiers.
Spielablauf:
Im Lauf einer Spielrunde nimmt jeder Mitspieler (im Uhrzeigersinn) einmal die Rolle der Ratte an. Die übrigen Mitspieler mit Ausnahme eines weiteren Spielers bilden in diesem Zug dann das Team der Versuchsleiter. Die Rolle der Ethikkommission wird zunächst nach Wahl der ersten Ratte an einen der Mitspieler vergeben. Zu Beginn jedes folgenden Zugs bestimmt die letzte Ethikkommission, wer das Amt im neuen Zug bekleidet (hierbei ausgeschlossen ist die Ratte der jeweiligen Runde).
In einem Zug kann sich nur die Ratte Futterpellets verdienen. 10 Stück davon sind die Eintrittskarte in die Freiheit und die Essenseinladung.
-Versuchsleiter, Ratten, Ethikkommission-
ABLAUF EINES ZUGS
A) Aufgabe der Versuchsleiter:
Zur Gruppe der Versuchsleiter gehören alle Mitspieler, die momentan nicht Ratte oder Ethikkommission sind. Die Versuchsleitung möchte so viel wie möglich über ihre Versuchsobjekte erfahren.
Dies geschieht zwingend
1.) durch Aufstellen einer Aufgabe für die Ratte. Dieser Versuch hat ein fest definiertes, erreichbares Ziel, das innerhalb von drei Minuten von der Ratte erreicht werden kann. Die Aufgabe selbst sollte sprachlich korrekt als Frage oder Befehl formuliert werden und nicht mehr als 10 Wörter umfassen (z.B. „Kletter auf diesen Baum.“, „Hast Du schon mal Tierfutter gegessen?“ oder „Sag uns wen der anwesenden Spieler du am liebsten magst.“).
2.) durch Festsetzen einer der Aufgabe angemessenen Belohnung für die Ratte als eine Anzahl Futterpellets.
3.) durch Vorstellen des Versuchsplans und der passenden wissenschaftlichen Fragestellung bei der Ethikkommission. Hierbei ist entscheidend, dass die Notwendigkeit der Durchführung des Versuchs der Ethikkommission bewusst wird.
B) Aufgabe der Ethikkommission:
Die Ethikkommission besteht aus einem einzigen Mitglied, das nach Vorstellung des Versuchs und der Fragestellung durch die Versuchsleiter entweder
a) darüber entscheidet ob der Versuch überhaupt durchgeführt werden darf (Dieses Vetorecht kann von jedem Spieler nur einmal pro Spiel verwendet werden).
oder
b) welcher zusätzlichen Einschränkung/ Regel oder Korrektur der Versuch unterliegt. Die Aufgabe sollte jedoch noch immer den gleichen Kriterien wie bei der Versuchsplanung genügen. Ebenso wie die Aufgabe selbst, darf auch die Einschränkung nicht mehr als 10 Wörter umfassen (z.B. „Du musst dabei ein Lied pfeifen“, „Kletter nur mit einer Hand“ oder „Du darfst beim Erklären keine Namen verwenden“)
Wird ein Versuch von der Ethikkommission abgelehnt, kann erst in der nächsten Runde ein weiterer Vorschlag seitens der Versuchsleiter unternommen werden. In diesem Fall beginnt also der Zug der nächsten Ratte.
C) Aufgabe der Ratte:
Die Ratte führt die von den persönlichen Versuchsleitern formulierte Aufgabe nach den Auflagen der Ethikkommission innerhalb von drei Minuten aus. Zumindest dann, wenn sie mit dem Versuch einverstanden ist und die Belohnung einstreichen möchte. Erfüllt die Ratte die Aufgabe, bekommt sie die vereinbarte Zahl Futterpellets. Falls die Aufgabe jedoch nicht erfüllt wird, streicht die Ratte die festgesetzten Futterpellets nicht ein. Scheitert ein Vorschlag eines Versuchsplans an der Ethikkommission, so erhält die Ratte auch keine Futterpellets.
Ende:
Die erste Ratte, die das 10. Futterpellet erhält, wird von den Versuchsleitern und der Ethikkommission aus deren Diensten entlassen und gewinnt das Spiel.
Was sind eure Ideen zu der Arbeitsversion? Habe ich etwas Grundlegendes vergessen? Wo/ Wie könnte ich weitermachen?
In der jetzigen Form ist das Spiel natürlich nicht ausbalanciert,
würde jedoch m.M.n. trotz Modifikationen immer zu moralischen Komplikationen bei den Spielern führen. Diese Konstellation finde ich interessant. Ich bin sicher, dass sich Varianten mit unterschiedlichen moralischen Freiheiten schaffen lassen, die mit unterschiedlicher Spielbarkeit einhergehen werden.
Die Rahmennarration ließe sich z.B. auch in ein Vater-Mutter-Kind-Spiel verwandeln. Die Auswirkungen eines solchen Wechsels auf das Spielverhalten finde ich auch in jedem Fall spannend.
Wer kocht?
Metaphorisch – oder das Essen? 😉
Das Essen.
Kocht dann derjenige mit den wenigsten Futterpellets?
Das würde die Ratte zur Erfüllung unliebsamer
Aufgaben anspornen.
Und die Versuchsleiter würden ihre Macht missbrauchen.
Das Essen zu organisieren ist Sache der “Verlierer”. Ob die Pizza kommen lassen, selber kochen oder doch mit dem Gewinner ein 5Sterne-Restaurant besuchen, sollte aber vor Spielbeginn festgelegt werden. 😉
Werde die Idee mit den Ermahnungen, die die Ethikkommission aussprechen kann mal im Hinterkopf behalten.
Alternativ könnte das Spiel genau dann (ohne Sieger) enden, wenn alle Ethikkommissionen ihre Vetos aufgebraucht haben.
Ich denke, es hat Auswirkungen auf den ‘magischen Zirkel’ ob nun jeder vor Spielbeginn 5 Euro in den Pool gibt, aus dem dann nach Spielende ein Pizzamenue bestellt wird, oder ob nach dem potenziell grausam verlaufenden Spiel die ‘Verlierer’ sich um das Essen kümmern müssen.
Die erste Möglichkeit schließt das Spiel projektiv nach hinten ab, der magische Zirkel ist hier geschlossener; bei der zweiten Lösung wirkt das Spiel nach, da ist potenziell dann auch Rattengift ‘im Spiel’…
Die Problematik habe ich übersehen.
Gemeint war, dass die Spieler VOR Beginn der ersten Runde den Einsatz festlegen.
Pingback: Weiterer Vorschlag
Zur Frage wer die Ethikkommission der Ethikkommission ist:
1.) Ich denke, dass die Möglichkeit der Ratte die Aufgabe nicht zu erfüllen sozusagen selbstbeschützend wirkt.
2.) Was aber die Macht der Ethikkommission angeht, der Ratte ‘das Spiel kaputt zu machen’, könnte ich mir vorstellen, die Anzahl der Worte, die die Ethikkommission zur Korrektur verwenden darf, im Verhältnis zu den Versuchsleitern zu verringern (halbieren?).
3.) Zusätzlich werde ich in den Regeln ergänzen, dass die Ethikkommission die Zahl der Futterpellets (Belohnung) nicht verändern darf.
4.) Die Belohnung für die erfüllte Aufgabe in Futterpellets könnte (mit Hilfe von Karten) verdeckt von den Versuchsleitern an die Ratte übergeben werden. Das müsste geschehen bevor die Versuchsleitung den Versuch (aber nicht die Belohnung) bei der Ethikkommission vorstellt. Ab diesem Zeitpunkt dürfte auch der Versuch von den Versuchsleitern nicht mehr abgeändert werden. Die Ethikkommssion ist sich so zumindest im Unklaren darüber, ob es sich lohnt der Ratte die ‘Tour’ zu vermasseln.
So wäre die Ethikkommission durch die Spielmechanik weiter entmachtet.
1.) Stimmt…
Bei Zimbardo (Stanford Prison Experiment) und bei Milgram gab es natürlich auch keine Verpflichtung, Mitteilnehmer zu quälen. Allerdings hat das Spielsetting gegenüber dem autoritären Experiment den Vorteil, dass die Metaebene (z.B. Autorisierungen, Regeln, Bewertungen) viel offener und zugänglicher für alle Beteiligten ist.
2.) Das macht es zu einem ‘Spiel im Spiel’ für die Ethikkommission; es wird mit Sicherheit schwieriger, aber man kann auch in wenige Worte viel Gemeines hinein packen (“Nase stets mit Bodenkontakt”)… 😉
3.) Das ist interessant, ich war gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass dies auch in die Befugnis der Ethikkommission fällt. Aber warum sollte sie das nicht dürfen? Wie bei der Möglichkeit der Veränderung der Aufgaben fällt doch eine negative Manipulation ggf. irgendwann auf die Ethikkommission zurück?
4.) Das schriftliche, eindeutige Niederlegen (nicht nur der Belohnung, auch des Experiments) finde ich eine gute Idee. Vielleicht findet die Ratte ja einen Weg, eine ggf. Mehrdeutigkeit in der Beschreibung geschickt zu ihren Gunsten auszunutzen; die Experimentatoren sollten keine Gelegenheit der Nachbesserung haben…